Sonntag, 12. Januar 2014

Kommentar zu den LG vom 19.01.2014

Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift:Jesus – unser Lehrer.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Joh 3, 2: „Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Jesus Christus ist unser Lehrer. Auf ihn wollen wir hören.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: “Nach dem Bericht des Johannesevangeliums zieht Jesus nach dem Weinwunder zu Kana nach Jerusalem zum Passafest. Dort sucht ihn nachts der Pharisäer Nikodemus auf. Nikodemus redet Jesus mit dem Ehrentitel Rabbi an und weiß, dass Jesus von Gott gekommen ist. Jesus spricht zu Nikodemus über die Wiedergeburt aus Wasser und Geist (Joh 3, 3.5) und von seiner Sendung von Gott her (Joh 3, 16). Daraufhin zieht Jesus weiter nach Judäa und Samaria (Joh 4).“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Gott lehrt den Weg des Lebens. Der größte Lehrer ist Jesus Christus.
  • Seine Lehre kommt von Gott. Auch heute lehrt uns Jesus Christus, nämlich durch den Heiligen Geist“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Das Bibelzitat ist der Beginn des 3. Kapitels aus dem Johannesevangelium. Es handelt sich um
Joh 3, 1-8: „Jesus und Nikodemus: Die Notwendigkeit, von neuem geboren zu werden:
Einer der führenden Männer des jüdischen Volkes, ein Pharisäer namens Nikodemus, suchte Jesus einmal bei Nacht auf. »Rabbi«, sagte er zu ihm, »wir wissen, dass du ein Lehrer bist, den Gott gesandt hat. Denn niemand kann solche Wunder tun wie du, wenn Gott nicht mit ihm ist.« Jesus entgegnete: »Ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem [von oben her neu] geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.« – »Wie kann ein Mensch, wenn er alt geworden ist, noch einmal geboren werden?«, wandte Nikodemus ein. »Er kann doch nicht in den Leib seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus erwiderte: »Ich sage dir eins: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Natürliches Leben bringt natürliches Leben hervor; geistliches Leben wird aus dem Geist geboren. Darum sei nicht erstaunt, wenn ich dir sage: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weißt du nicht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist« (zitiert aus: Neue Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011).

Nikodemus hat also begriffen, dass Jesu Aussage aus V.3 einen in seiner Radikalität nicht mehr zu überbietenden Neuanfang meint. Aber er schiebt solchen Neuanfang ins Illusionäre, in den Bereich der religiösen Träumerei. Die Annahme einer Art „Reboot“ der bisherigen Lebensgeschichte ist eben nicht realistisch. Dem setzt Jesus die Wirklichkeit Gottes entgegen.
Der Schwerpunkt der Antwort Jesu im Joh liegt auf dem Wort „Geist.“ „Geist“ bezeichnet im Joh die Wirklichkeit Gottes im Gegensatz zum „Fleisch“ als die Wirklichkeit der Welt.
Es geht also um die Wirklichkeit Gottes, der (Gott) sich in der Fleischwerdung des Wortes, im Auftreten Jesu, gerade irdisch manifestiert hat. Wenn aber Gottes andere Wirklichkeit irdisch auf den Plan tritt, dann kann das nur so geschehen, dass sich die irdische Wirklichkeit ändert.
Das benutzte griechische Wort „ánothen“ beinhaltet die Aspekte: „von neuem“ und „von oben“ („vom Himmel her“). 
Im weiteren Verlauf des Evangeliums (V.8) spielt Johannes mit der Doppelbedeutung des Wortes „Wind“, um den Geist weiter zu charakterisieren. Das griechische Wort „pneúma“ und das hebräische Wort „rúach“ bedeuten „Wind“ und „Geist.“
Nicht nur der Wind weht, wo er will, sondern auch der Geist. Er, Gottes Geist, ist souverän. Sein Wirken kann von Menschen nicht festgelegt werden – auch nicht durch die Taufe oder die sogen. „Versiegelung“ (vergl. im Gegensatz dazu: NAKI (Hg): Katechismus der NAK, 2013, Teil 8 „Die Sakramente“, 311ff und das Glaubensbekenntnis der NAK).
Mit der Erwähnung des Wassers, und damit der Taufe, bringt Johannes schließlich auch den konkreten irdischen Ort, an dem die Geburt aus dem Geist geschieht, ins Spiel. Dieser Ort ist die Gemeinde (vergl. Wengst, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament: Das Johannes Evangelium Bd I, 2001, 123-136; siehe dazu weiter: Zimmermann (Hg), Kompendium der Gleichnisse Jesu, 2007, 719-730).

Am 19.01.2014 feiern wir den 2. Sonntag nach Epiphanias -Der Freudenmeister- und hören die Geschichte von der Hochzeit zu Kana (Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 32).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 143: „Bitte um Verschonung und Leitung (Der siebente Bußpsalm)
‚Ein Psalm Davids.‘ HERR, erhöre mein Gebet, / vernimm mein Flehen um deiner Treue willen, erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen, und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Denn der Feind verfolgt meine Seele und schlägt mein Leben zu Boden, er legt mich ins Finstere wie die, die lange schon tot sind. Und mein Geist ist in Ängsten, mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe. Ich denke an die früheren Zeiten; / ich sinne nach über all deine Taten und spreche von den Werken deiner Hände. Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land. "SELA". HERR, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; verbirg dein Antlitz nicht vor mir, dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren. Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden; zu dir nehme ich meine Zuflucht. Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, / denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. HERR, erquicke mich um deines Namens willen; führe mich aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen, und vernichte meine Feinde um deiner Güte willen und bringe alle um, die mich bedrängen; denn ich bin dein Knecht“ (zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, 1985).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 2, 1-11: "Die Hochzeit in Kana
Zwei Tage später fand in Kana, einer Ortschaft in Galiläa, eine Hochzeit statt. Die Mutter Jesu nahm daran teil, und Jesus selbst und seine Jünger waren ebenfalls unter den Gästen. Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter Jesu zu ihrem Sohn: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte: »Ist es deine Sache, liebe Frau, mir zu sagen, was ich zu tun habe? Meine Zeit ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter zu den Dienern und sagte: »Tut, was immer er euch befiehlt!« In der Nähe standen sechs steinerne Wasserkrüge, wie sie die Juden für die vorgeschriebenen Waschungen benutzen. Die Krüge fassten jeder zwischen achtzig und hundertzwanzig Liter. Jesus befahl den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: »Tut etwas davon in ein Gefäß und bringt es dem, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten dem Mann ein wenig von dem Wasser, und er kostete davon; es war zu Wein geworden. Er konnte sich nicht erklären, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser gebracht hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam und sagte zu ihm: »Jeder andere bietet seinen Gästen zuerst den besseren Wein an, und wenn sie dann reichlich getrunken haben, den weniger guten. Du aber hast den besseren Wein bis zum Schluss zurückbehalten!« Durch das, was Jesus in Kana in Galiläa tat, bewies er zum ersten Mal seine Macht. Er offenbarte mit diesem Wunder seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. Danach ging Jesus mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinab. Dort blieben sie einige Tage (Neue Genfer Übersetzung: Neues Testament mit Psalmen, 2011).

Die Auslegungsgeschichte zu dieser frühchristlichen Wundererzählung differieren bis hin zu der Deutung, dass die Hochzeit zu Kana Jesu eigene Hochzeit gewesen sei, auf der er Maria Magdalena geheiratet habe. Z. B. ist diese Deutung die Grundidee in Dan Browns Roman "Sakrileg" (Original: "The Da Vinvi Code") von 2003.
"Die Deutungen sind stark abhängig vom jeweiligen Gesamtverständnis des gesamten Johannesevangeliums. (…) Einig sind sich die Exegeten nämlich darin, dass in der Kanaerzählung übergreifende Züge des Wirkens Jesu in konzentrierter Form, sozusagen paradigmatisch, schon zu Beginn seiner Wirksamkeit dargestellt werden: Mithin ist hier gleichsam eine Verdichtung des Gesamtevangeliums zu finden“ (Zimmermann (Hg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen. Bd I: Die Wunder Jesu, 2013, 669ff).

Hier nun 2 bildliche Interpretationen der Hochzeit zu Kana:



Schneidereit, Ingeborg: Die Hochzeit zu Kana (1993)


Paolo Veronese (1528-1588): Hochzeit zu Kana


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