Donnerstag, 31. Dezember 2015

1. Sonntag nach Epiphanias; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 10. Januar 2016


Taufe Jesu

Einleitung: Am 06.01. feiern wir den Tag „Epiphanias“ – das Fest der Erscheinung des Herrn. Er trägt den Untertitel: Die Herrlichkeit Christi.
Es ist das erste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt war. Vermutlich entstand es um 300 n. Chr. im Osten und bekam die Inhalte: Geburt Jesu, Taufe Jesu, Weinwunder zu Kana und die Verklärung Jesu. Im Westen verlagerte sich der Schwerpunkt des Fests im Laufe der Zeit auf die drei Weisen aus dem Morgenland. Das Fest ist bis heute natürlich nicht das Fest der Heiligen Drei Könige, sondern das Fest des Kindes in der Krippe, das der Heiland der Welt ist. „Epiphanie“ bedeutet „Erscheinung“, und am 6.1. sowie in der darauffolgenden Zeit wird besonders der Aspekt der Erscheinung Gottes im Fleisch, der Herrlichkeit Gottes, wie sie uns im Leben und Wirken Jesu offenbart wurde, betont.
Die 6 folgenden Sonntage nach dem Tag „Epiphanias“ haben diese inhaltlichen Schwerpunkte: Die Taufe Jesu – Der Freudenmeister – Der Heiden Heiland – Der Herr der Naturmächte – Der Herr der Geschichte – Die Verklärung (vergl. Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 30).
Epiphanie bedeutet: „Und die Weisheit [der Logos] wurde Materie [Fleisch, sarx] und wohnte unter uns“ (Joh 1, 14; zitiert aus: Bibel in gerechter Sprache, 2. Aufl., 2006).
Gott wurde zum Menschen, um bei den Menschen Eingang zu finden, um Zugang zu uns zu finden. Mit der Menschwerdung findet etwas wirklich Neues statt. Nicht die Inkarnation an sich ist das Ziel, „sondern deren seteriologische Folge und Wirkung: der Heilsempfang der Gläubigen. Anteil an der Fülle des Logos bekommen können die Gläubigen aber nur, wenn der Logos durch die Inkarnation seine Göttlichkeit nicht verliert, sondern sie in seiner Fleischwerdung, seiner Körperlichkeit, seiner Kreatürlichkeit bewahrt. Der Logos nahm ein konkretes Mensch-sein an (…): Gott verbindet sich direkt mit einem irdischen Menschen. Eine reale Inkarnation widerspricht hellenistischem Denken ebenso wie jüdischem Weisheitsdenken: Die Weisheit inkarniert sich nicht in einem bestimmten Menschen, sie bleibt geschieden von denen, die sie zu Weisen macht. In der Geburt Jesu aber wird die Menschwerdung des göttlichen Logos behauptet: er identifiziert sich unlösbar mit dem konkreten geschichtlichen Menschen. Präexistent ist nicht Jesus, sondern der Logos, der auch sonst in der Schöpfung und Menschheitsgeschichte wirkt, und Jesus ist nicht der Logos als solcher, sondern der fleischgewordene Logos“ (Hans Kessler: Christologie, 315f. In: Schneider (Hg., 2006): Handbuch der Dogmatik I).

Heute ist also nun der 1. Sonntag nach Epiphanias - Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder (Röm 8, 14).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 2:
Der von Gott erwählte König
Weshalb geraten die Nationen in Aufruhr? Warum schmieden die Völker Pläne, die doch zum Scheitern verurteilt sind? Die Könige dieser Welt stehen ´zum Angriff` bereit, und die Machthaber verbünden sich miteinander zum Kampfgegen den Herrn und gegen den König, den er gesalbt hat. »Befreien wir uns endlich von ihren Fesseln«, ´sagen sie`,»lasst uns die Ketten der Abhängigkeit zerbrechen!« Doch der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie. Dann aber herrscht er sie an im Zorn, ja, sein glühender Zorn versetzt sie in Schrecken. ´Er spricht`:»Ich selbst habe meinen König eingesetzthier auf dem Zion, meinem heiligen Berg!« ´Dann spricht der König:`»Ich gebe den Beschluss des Herrn bekannt; er hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Nenne mir deine Forderung, ´ich will sie erfüllen`!Ich gebe dir ´alle` Nationen zum Erbe, die Erde bis an ihr äußerstes Ende soll dein Besitz sein! Zerschmettere ´die Völker` mit eisernem Zepter! Zerschlag ihren Widerstand, wie man ein Tongefäß zerschlägt! Und nun kommt zur Einsicht, ihr Könige der Welt, lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dient dem Herrn mit Ehrfurcht, zittert vor ihm und jubelt ihm zu! Erweist Ehre seinem Sohn, damit er nicht zornig wird und ihr auf eurem falschen Weg umkommt denn schnell wird sein Zorn zu Feuer, das euch verzehrt!« Glücklich zu preisen sind alle, die Schutz bei ihm suchen. (NGÜ)

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 3, 13-17:
Jesus lässt sich von Johannes taufen
Um diese Zeit kam Jesus von Galiläa her an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes versuchte, ihn davon abzubringen, und sagte: »Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?« Aber Jesus antwortete: »Zögere nicht, mich zu taufen! Das ist es, was wir jetzt tun müssen. So eröffnen wir den Weg, auf dem der Wille Gottes ohne Abstriche erfüllt wird.« Da gab Johannes nach. Sobald Jesus getauft war, stieg er aus dem Wasser. Da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte: »Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.« (GNB)

Meine Bachkantate (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Tag ist Meinen Jesum laß ich nicht (BWV 124). Er komponierte die Choralkantate, die auf dem Choral von Christian Keymann basiert, in Leipzig für den 1. Sonntag nach Epiphanias und führte sie am 7. Januar 1725 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet:
Christ, unser Herr, zum Jordan kam (Text: Martin Luther (1541) 1543; Melodie: Martin Luther (?) 1524)

Demgegenüber ist die Lesung und die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag aus 1. Johannes 2, 29: Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt ihr auch, dass, wer recht tut, der ist von ihm geboren. (LUT)

Begründung: „Die Themenreihe des Monats Januar, „Christus in uns“, führt weiter aus, was uns durch Jesus Christus geworden ist und zu welchen Siegen er uns fähig macht. Dazu ist zunächst die Wiedergeburt aus Wasser und Geist notwendig, wie sie im zweiten Sonntagsgottesdienst beschrieben wird. Durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist wird unser Gottesverhältnis gestärkt und uns wird die vollkommene Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott verheißen. Wir können nun in das Wesen Jesu Christi hineinwachsen. Diesem Wesen stets gerecht zu werden und es in Wort und Tat umzusetzen, ist Ausdruck des Sieges, den wir über uns selbst, die alte Kreatur, erringen können. So bleibt die Wiedergeburt immer auch Aufgabe, nach dem Vorbild des ‚Gerechten‘ zu leben“ (zitiert aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: Ein wesentlicher Unterschied zwischen der NAK und den beiden großen deutschen christlichen Kirchen ist die Lehre von der Taufe und das Taufverständnis. Die NAK versteht die Wassertaufe und die Geistestaufe nach wie vor nicht als Einheit, obgleich das Evangelium hier doch recht eindeutig ist (s. o.). Es wird zwar die trinitarische Formel bei der Taufe benutzt und auch davon gesprochen, dass der Mensch durch die Taufe zum Christen wird und in die Kirche eingefügt wird. Auch wird gesagt, dass bei der Taufe der „dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, gegenwärtig ist“ (KNK, 2012, 317). Jedoch wird einschränkend von einem „ersten Näheverhältnis“ (ebd., 316) gesprochen. Die Taufe sei lediglich „die Voraussetzung für den Empfang des Heiligen Geistes“ (ebd., 321). Der Heilige Geist ist also bei der Taufe einerseits wie ein Zeuge anwesend, geht aber andererseits nicht auf den Täufling über und "erfüllt" diesen nicht (Apg 2, 4). Dazu ist nach neuapostolischem Verständnis eine weitere Zeichenhandlung notwendig: die Spendung des Heiligen Geistes durch einen Amtsträger der NAK - einem Apostel.
Damit wird das "Band der ökumenischen Einheit" geschwächt (Franz-Josef Nocke: Taufe, 252. In: Schneider (Hg., 2006): Handbuch der Dogmatik, Bd. II).
"Vor allem aber ist zu beachten, dass das eigentlich Heilsnotwendige die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott ist, gelebt in der Praxis der Nächstenliebe. Demgegenüber haben das Sakrament und die Kirchenmitgliedschaft nur eine vermittelnde Funktion" (ebd., 254). Hier fügt sich nun die Predigtgrundlage der NAK für den heutigen Sonntag aus 1. Johannes 2, 29 nahtlos an: "Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt ihr auch, dass, wer recht tut, der ist von ihm geboren." (LUT)

Ausblick: Soll die Öffnung der NAK fortgesetzt werden und es zu einer vertieften ökumenischen Zusammenarbeite zwischen der NAK und den Christlichen Kirchen in Deutschland (zusammengeschlossen im ACK) kommen, wird die NAK m. E. an einer Veränderung dieser Sonderlehre nicht vorbei kommen, da sie auch mit dem biblischen Befund nicht ausreichend gedeckt ist. Dazu gibt es in der Bibel zu viele Ausnahmen von Menschen, die ohne Einwirkung eines Apostels mit dem Heiligen Geist erfüllt waren oder wurden (beispielhaft seien Daniel, Mose, Saul, Jesus oder auch die Menschen, die das Pfingstwunder erlebten, genannt). Folgende Lehränderung wird vorgeschlagen:
  • das Sakrament der Heiligen Taufe wird als Wasser- und Geistestaufe begriffen, bei der der Mensch zum Christen wird und in die "Heilige Christliche Kirche" eingegliedert wird;
  • das Sakrament der Heiligen Versiegelung wird beibehalten und als Eintritt und Einfügung in die NAK begriffen. Diese Handlung gilt dann der "Sicherstellung" der Wasser- und Geistestaufe, die in der NAK i. d. R. nicht von einem Apostel durchgeführt wird, und hätte so die Funktion einer Selbstvergewisserung nach innen. 

Welch eine Epiphanie!

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