Montag, 28. Dezember 2015

Altjahrsabend (Silvester); mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 31. Dezember 2015



Astronomische Uhr in der St. Marien Kirche zu Lübeck

Zeit vor Gott (Auf der Schwelle)


Heute ist der Altjahrsabend: So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege, spricht der Herr.

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Jesaja 55, 6-13:
Die Teilnahme des ganzen Volkes am Heil
Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe. Voll Freude werdet ihr fortziehen, wohlbehalten kehrt ihr zurück. Berge und Hügel brechen bei eurem Anblick in Jubel aus, alle Bäume auf dem Feld klatschen Beifall. Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennnesseln Myrten. Das geschieht zum Ruhm des Herrn als ein ewiges Zeichen, das niemals getilgt wird. (EU)

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 12, 35-40:
Bereit für Gottes neue Welt und das Kommen des Menschensohnes
»Haltet euch bereit und lasst eure Lampen nicht verlöschen! Seid wie Diener und Dienerinnen, die auf ihren Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist. Wenn er dann spät zurückkommt und an die Tür klopft, können sie ihm sofort aufmachen. Sie dürfen sich freuen, wenn der Herr sie bei seiner Ankunft wach und dienstbereit findet. Ich versichere euch: Er wird sich die Schürze umbinden, sie zu Tisch bitten und sie selber bedienen. Vielleicht kommt er erst um Mitternacht oder sogar noch später. Freude ohne Ende ist ihnen gewiss, wenn er sie dann wachend antrifft! Macht euch das eine klar: Wenn ein Hausherr im Voraus wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, würde er den Einbruch verhindern. So müsst auch ihr jederzeit bereit sein; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, wenn ihr es nicht erwartet.« (GNB)

Meine Bachkantate (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Tag ist:
Das neugeborene Kindelein (BWV 122; Textdichter unbekannt; Uraufführung 31.12.1724)

Mein Lied für den heutigen Altjahrsabend lautet:
Kommt und lasst uns Christum ehren (Text: Paul Gerhardt, 1666; Melodie: Hohenfurt um 1450, Prag 1541, bei Valentin Triller 1555)

Demgegenüber ist die Lesung und die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag aus Psalm 95,6.7a: Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. (LUT)

Begründet wird die Auswahl so: „Das Jahr beenden wir mit Anbetung und beugen uns bewusst unter die allmächtige Hand Gottes. Bekenntnis, Demütigung, Dank Gott gegenüber, der uns zum Segen verholfen hat, und letztendlich auch Gottvertrauen sind Aspekte der Anbetung, die im Abschlussgottesdienst zum Ausdruck kommen sollen“ (zitiert aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: "Im Kontext von Lk 12 ist die Parabel eschatologisch gemeint; sie motiviert in ständiger Bereitschaft auf das Kommen des Herrn zu warten, mit der Verheißung seiner zukünftigen Gastfreundschaft, welche die Wartenden jetzt schon selig macht. Die Zeit des Wartens bietet jedoch beste Gelegenheit, den Statusverzicht selber immer wieder und nicht nur mental zu wagen ("Er wird sich die Schürze umbinden, sie zu Tisch bitten und sie selber bedienen.") und damit Diensthierarchien aufzubrechen" (Christine Gerber: Wenn Sklavinnen und Sklaven Gäste ihres Herrn werden (Von den wachenden Knechten), 577. Aus: Zimmermann (2007), 573ff). So lässt sich die Parabel auch unter einer ermahnenden und hierarchiekritischen und emanzipatorischen Perspektive ausdeuten, wie es Hansen in dem unten zitierten Gedicht tut.

Johannes Hansen: Zur Freiheit bestimmt
Lasst euch nicht hängen, steht auf und erhebet eure Häupter.
Lasst euch nicht gehen, kehrt um und geht dem Einen nach.
Lasst euch nicht verführen, kein Teufel hat auf euch ein Recht.
Last euch nicht missbrauchen, eure Leiber und Seelen sind kostbar.
Lasst euch nicht ausbeuten, weder vom Konsum, noch von einer Religion.
Lasst euch das Denken nicht verbieten, wer Gott gehört, ist zur Freiheit bestimmt.

Entnommen aus Neukirchener Kalender für den 31.12.2015

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